© Günter Wicker

Der 31. Oktober war in diesem Jahr nicht nur Halloween und Reformationstag, sondern auch Startschuss für ein Projekt, an dessen gutem Ende mancher schon gezweifelt hat. 1994 hatten sich die Länder Berlin und Brandenburg und der Bund im Konsensbeschluss darauf geeinigt, den Luftverkehr der Region am Standort Schönefeld zu bündeln. Doch seit 2011 musste wegen einer zumindest Außenstehenden kaum mehr zu vermittelnden Pannenserie die Eröffnung immer wieder verschoben werden. Nun hat’s doch noch geklappt: Der  Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt trägt den IATA-Code BER.

 

Die Eröffnungsphase erstreckte sich genauer gesagt vom 25. Oktober bis zum 8. November 2020. Den Anfang machte die Übergabe des Schriftzuges „SXF“ an die Gemeinde Schönefeld. Ebenfalls am 25. Oktober wurde die Inbetriebnahme des Bahnhofs direkt unter dem Terminal 1 gefeiert. Damit ist der BER seit dem 26. Oktober an den regulären S-Bahnverkehr angebunden und mit den Linien S9 und S45 alle zwanzig Minuten erreichbar. Auch der Regionalverkehr findet u.a. mit der RE7, RB22 und RB14 seinen Weg zum neuen Hauptstadt-Flughafen. Ein „Airport Express“ bringt Passagiere vom BER in nur 30 Minuten zum Berliner Hauptbahnhof. Und das ziemlich preiswert – das günstigste Ticket kostet gerade mal 3 Euro 60. BER ist außerdem an die Autobahn angebunden und auch mit dem Bus erreichbar.

 

Weiter ging es am 30.10. mit der Pop-up-Ausstellung „Der Raum vom Fliegen“ und der Enthüllung der Willy Brandt-Wand, die sich im öffentlichen Bereich des Terminal 1 auf der Ankunftsebene befindet. Höhepunkt der beiden Eröffnungswochen war die Eröffnung des neuen Terminal 1. Nicht nur wegen Corona war allerdings niemandem so recht nach großer Feier zumute. Die Begrüßung der ersten Maschinen fand trotzdem „standesgemäß“ mit der obligatorischen Fontänendusche und 12.000 Litern Wasser durch die Flughafen-Feuerwehr statt. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, dem das nicht geringe Verdienst zukommt, dass unter seiner Führung der Airport letztlich in Betrieb ging, fand die passenden Worte: „Es war ein langer Weg. Es war kein einfacher Weg. Deshalb feiern wir heute auch keine Party, sondern machen einfach auf.“

 

Er sagte aber auch: „Lassen Sie uns den Flughafen zu einem gemeinsamen Erfolg machen“, um anschließend zusammen mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, CEO Johan Lundgren von easyJet und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller den BER offiziell in Betrieb zu nehmen. Kurz nach 20 Uhr noch am selben Tag kam die erste Maschine an. Unter Applaus wurden die Passagiere des easyJet-Fliegers aus Fuerteventura begrüßt. Durchaus ein kleiner historischer Moment. Derselben Airline gebührte auch der erste Start vom BER am folgenden Tag – um 6:45 Uhr hob die easyJet-Maschine nach London-Gatwick ab. Schließlich wurde am 4. November die vier Kilometer lange Start- und Landebahn Süd mit Landung des Qatar-Airways-Fluges QR81 aus Doha und somit die Langstrecke in Betrieb genommen.

 

Adieu, Tegel…

Das letzte protokollarisch wichtige Datum der BER-Eröffnung war gleichzeitig das Ende eines anderen Flughafens. Ursprünglich verfügte Berlin über drei Airports: Tegel und den alten Flughafen Tempelhof im ehemaligen Westteil der Stadt und Schönefeld als internationalen Flughafen der DDR im Osten. Nachdem Tempelhof bereits 2008 geschlossen wurde und seither als Event-Location genutzt wird, und das erweiterte Schönefeld-Areal nun den neuen Hauptstadtflughafen beherbergt, schlug eine Woche nach Eröffnung des BER die für viele Zeitgenossen wehmütige letzte Stunde von Tegel. Am 7. November kamen mehrere tausend Menschen über den ganzen Tag verteilt, um auf den Besucherterrassen die letzten An- und Abflüge zu beobachten. Einen Tag später gegen 15 Uhr schloss sich mit dem Sonderflug einer Air France von Tegel der Kreis: Frankreichs große Airline bestritt vor siebzig Jahren (1960) den ersten regelmäßigen Linienflug zum damals neuen Westberliner Zivilflughafen!

 

Der BER im Steckbrief

Der Flughafen erstreckt sich über eine Fläche von insgesamt 1.470 Hektar, das entspricht rund 2.000 (!) Fußballfeldern. Somit wurde der Flughafen Schönefeld im Zuge des Ausbaus um eine Fläche von 970 Hektar erweitert. Die Terminals 1 und 2 befinden sich zwischen den beiden parallelen Start- und Landebahnen, während das Terminal 5, der ehemalige (DDR-) Flughafen Schönefeld, im nördlichen Bereich liegt. Die beiden Start- und Landebahnen können unabhängig voneinander betrieben werden. Die Nordbahn, die bereits bestehende Start- und Landebahn des Flughafens Schönefeld, wurde von 3.000 auf 3.600 Meter verlängert. Die neue Südbahn hat eine Start- und Landebahn mit einer Länge von 4.000 Metern. Außerdem verfügt der BER über ein flexibles Rollwegesystem, 25 Fluggastbrücken und 85 Flugzeug-Abstellpositionen. Weitere 15 Standplätze sind im Bau.

 

Der neue Flughafen konzentriert den gesamten Flugverkehr der Hauptstadtregion an einem Standort mit einer Plan-Gesamtkapazität von über 40 Mio. Passagieren im Jahr. Allein am Terminal 1 können 25 Mio. Passagiere abgefertigt werden. Am BER gibt es im Terminal 1 auf mehr als 20.000 qm ein breites Angebot mit rund 120 Shops, Gastronomie- und Service-Einrichtungen. Das Herzstück bildet ein ca. 9.000 qm großer Marktplatz im Zentrum des T1 im Sicherheitsbereich. Teil des Marktplatzes ist der auf einer Empore gelegene Food-Court, wo Reisende auf rund 2.000 qm die Wahl zwischen diversen gastronomischen Angeboten, international wie regional, haben. Über die Hälfte der Anbieter kommt aus der Region Berlin-Brandenburg. Daneben verfügt BER u.a. über verschiedenste Geldinstitute für Abhebungen und Überweisungen, Postdienstleistungen, Autovermietungen sowie Mobility Service für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.

 

In Zeiten der Corona-Pandemie besonders interessant und wichtig: Der BER verfügt sowohl über eine eigene Arztpraxis, als auch über ein Covid-19 Test Center! Für Übernachtungen und Tagungsmöglichkeiten in unmittelbarer Flughafennähe gibt es mit dem Steigenberger Airport Hotel Berlin, dem Holiday Inn Berlin Airport Conference Center und dem Intercity Hotel Berlin-Brandenburg Airport drei unterschiedliche Alternativen.