Michael Kynast / Quelle: Messe Erfurt GmbH, Barbara Neumann

Allein für die 15 größten Messeplätze in Deutschland rechnet der Fachverband Messen und Ausstellungen (FAMA) bis zum Jahresende mit einem Fehlbetrag von gut einer Milliarde Euro. Hinzu kämen weitere mehrere Hundert Millionen, die bei privaten und verbandseigenen Messeunternehmen auflaufen. Einigen drohe gar das Aus, befürchtet der neu gewählte FAMA-Vorstandsvorsitzende Henning Könicke. Denn im Unterschied zu den öffentlich-rechtlich organisierten Messegesellschaften, die Liquiditätshilfen aus Landes- und Kommunalmitteln erhalten, stünden inhabergeführten und privaten Messeunternehmen diese Mittel nicht zur Verfügung.

 

Auch die sog. November-Hilfe reiche Könicke zufolge nicht aus, da deren Fördermittel dem turnusbedingt schwankenden Geschäftsverlauf von Messen nicht gerecht würden. Durch den neuerlichen Lockdown und vor allem die fehlende Planungssicherheit für das Wiederanfahren im 1. Quartal 2021 hat sich die Lage für die Messewirtschaft weiter verschärft. Die Schäden, die dadurch entstehen, haben volkswirtschaftliche Dimensionen. Denn bundesweit belaufen sich die durch Messen initiierten Produktionseffekte für die heimische Wirtschaft auf jährlich rund 28 Mrd. Euro, so die Ergebnisse einer vom AUMA beauftragten Ifo-Studie.

 

Darüber hinaus sichert die Branche mehr als 230.000 Arbeitsplätze, gerade auch in der Hotellerie und Gastronomie. „Messen sind damit systemrelevant für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt FAMA-Vorstand Hans-Joachim Erbel. Bislang seien 2020 schon 75 Prozent dieser Effekte verloren gegangen, wie Berechnungen der Münchener Wirtschaftsforscher ergeben. „Wer hier wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisch gegensteuern will, muss messepolitisch dagegenhalten. Daran führt kein Weg vorbei“, postuliert Henning Könicke. Und Erbel legt nach: Es sei nicht nachzuvollziehen, dass offenbar mit unterschiedlichem Maß gemessen werde.

 

FAMA wählt neuen Vorstand

 

Im Vorfeld der FAMA-Herbsttagung stand am 23. November 2020 die Neuwahl des Vorstands an, in den auch der Geschäftsführer der Messe Erfurt GmbH, Michael Kynast (Bi. o.) gewählt wurde – mit starkem künftigen Engagement. Im neuen Ehrenamt ist er nicht nur als Schatzmeister des Fachverbandes tätig, sondern übernimmt darüber hinaus zusammen mit dem Ehrenvorsitzenden des FAMA, Hans-Joachim Erbel, die Zusammenarbeit mit Partnerverbänden der Veranstaltungs- und Messewirtschaft und die Außenkommunikation des Verbandes gegenüber der Politik. Da gibt es einiges zu tun.

 

In der anschließenden Tagung (23.-24. November 2020) tauschten sich rund 200 Teilnehmer – darunter die Vertreter des Ausstellungs- und Messe-Ausschuss´ der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA) und Spitzenvertreter der deutschen Messeunternehmen – über zentrale Themen wie  die Perspektiven der Messebranche im „neuen Normal“ und die Entwicklung digitaler und hybrider Veranstaltungsformate aus.