Copyright Bild: Andreas Fischer

Von Thomas Korn – Südtirol hat sich viel vorgenommen in diesem Jahrzehnt, gewaltige Aufgaben müssen angepackt werden, damit der Standort auch nach dem hoffentlich baldigen Ende der Corona-Pandemie im europäischen Wettbewerb bzw. international zukunftsfähig bleibt. Der Landeshauptstadt und der Autonomen Provinz Bozen fallen dabei eine Schlüsselrolle zu, werden doch dort wichtige Weichen für die Zukunft gestellt.

 

Schon heute richtet sich der Blick auf die Olympischen Winterspiele 2026. In den verbleibenden fünf Jahren gilt es, die Mobilität im Pustertal nachhaltig zu verbessern. Erst kürzlich hat Rom 82 Mio. Euro für wichtige Verkehrs- und Infrastrukturprojekte bewilligt. Geplant ist z.B. eine erweiterte Zufahrt von der Pustertaler Staatsstraße zur Brennerautobahn A22 (in Vahrn bis zum Knoten Natz-Schabs), dafür wird über das Riggertal eine 16 Mio. Euro teure Straßenbrücke gebaut.

 

Die Anbindung der Pustertaler Staatsstraße und der Staatsstraße nach Cortina an den Zugbahnhof in Toblach soll 13 Mio. Euro kosten. Bereits im Vorfeld der Winterspiele wurden 2020 zur Biathlon-WM rd. 10,5 Millionen in das Biathlonstadion investiert, das mit einigen Nachbesserungen nun auch für Olympia „fit gemacht“ werden soll. Neben sieben wesentlichen Infrastrukturprojekten sollen weitere Begleitprojekte realisiert werden, um fünf große Ziele zu erreichen: eine optimalere Anbindung an die Bahnhöfe und Mobilitätszentren, bessere grenzüberschreitende Verbindungen nach Osttirol, Belluno und zur Brennerautobahn, einen reibungsloseren Verkehrsfluss auf der Hauptachse, noch sicherere Verkehrswege und eine gute Erreichbarkeit für die Wirtschaft.

 

Die italienische Bahngesellschaft RFI will für die Bahnschleife fürs Riggertal nicht weniger als 150 Mio. Euro in die Hand nehmen. Ein ganz neues Kapitel im Bahnverkehr Südtirols wird mit dem grenzüberschreitenden, für Europa insgesamt bedeutenden Jahrhundertprojekt – nämlich dem Brenner Basistunnel – aufgeschlagen! Bis 2028 soll unter dem Brennerpass nicht weniger als die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt für den Güter- und Personenverkehr entstehen. Seit Februar ist bereits ein Teilabschnitt fertig, der Zugverkehr zwischen Franzensfeste und Grasstein konnte aufgenommen werden. Die Arbeiten für die Eisackunterquerung sind in vollem Gang.

 

Schwerpunkt Bildung und Forschung

 

Eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Südtirol nimmt in Bozen der NOI Techpark (Nature of Innovation) als Forschungsstätte und Gründerzentrum ein. Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten für den Sitz des Eurac-Instituts für Biomedizin beginnen. Bis 2023 soll die neue Fakultät für Ingenieurswesen entstehen. Die Europäische Akademie (Eurac Research) erlangte besondere Aufmerksamkeit durch den terraXcube, einem Extremklimasimulator. In zwei Klimakammern simulieren die Forscher extreme Klimabedingungen, die auf unserem Planeten vorkommen, um deren Auswirkung auf den Menschen, auf ökologische Prozesse und technische Produkte zu untersuchen.

 

Seit vergangenem Herbst ist die Freie Universität Bozen im Rahmen von Erasmus Mundus Partner eines gemeinsamen Masterabschlusses. Damit wird der Campus in der Landeshauptstadt noch internationaler. Im Rahmen einer Forschungsinitiative hat sich Südtirol jüngst mit Luxemburg vernetzt und entsprechend ein bilaterales Abkommen geschlossen, das zunächst bis Ende 2023 Gültigkeit hat und danach verlängert werden kann. Entsprechende Forschungspartnerschaften gibt es bereits mit Österreich, der Schweiz und mit Deutschland.

 

Insgesamt hat die Universität Bozen (unibz) mit ihren fünf Fakultäten aktuell 111 bilaterale Vereinbarungen und Abkommen im Rahmen von Erasmus weltweit. Die Studierenden auf dem Campus Bozen kommen aus mehr als 40 Nationen. Eine moderne Bibliothek mit 280.000 aktuellen Medien im Bestand und hochmoderne Labor- und Werkstatteinrichtungen ermöglichen effektives akademisches Arbeiten. Mit dem Informatikprofessor Giancarlo Guizzardi arbeitet an der Universität Bozen gar einer der einflussreichsten Forscher der Welt.

 

Er leitet eine Forschungsgruppe, die im Rahmen des internationalen Netzwerkes VODAN (Virus Outbreak Data Network) an einer für die Bekämpfung von Pandemien nützlichen Dateiinfrastruktur arbeitet. Guizzardi ist überzeugt, das die wissenschaftliche Methode der konzeptuellen Modellierung, welche Grundlage für etwa die Künstliche Intelligenz (KI) ist, helfen kann, Probleme wie Covid-19 interpretieren und lösen zu können.

 

Auch für Veranstaltungen interessant

 

Eurac Research im NOI-Techpark im Bozener Süden fungiert auch als Event-Dienstleister und verfügt über Tagungsräume mit einer Gesamtgröße von mehr als 1.300 qm. Durchgeführt werden können somit unterschiedliche Veranstaltungen, von Seminaren und Workshops bis hin zu Kongressen auf internationalem Niveau, es finden Gruppen mit bis zu 320 Personen Platz. Eurac Research wurde 1992 gegründet und ist Teil eines weltweiten Forschungsnetzwerkes mit Partnern in mehr als 50 Ländern auf fünf Kontinenten. Heute forschen bei Eurac rund 400 Wissenschaftler aus mehr als 25 Ländern.

 

Für die in Corona-Zeiten nicht einfache Aufgabe, Südtirol als (internationalen) Eventstandort weiter nach vorne zu bringen, spielt die Landeshauptstadt Bozen eine tragende Rolle. Die zentralen Einrichtungen sind die Messe Bozen und das moderne Kongresszentrum MEC (Meeting & Event Center Südtirol Alto Adige). Die Messe verfügt über ein vielfältiges Raumangebot für unterschiedlichste Bedürfnisse. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie haben die Verantwortlichen frühzeitig reagiert und Schutzmaßnahmen für Aussteller, Besucher und Mitarbeiter entwickelt, damit Events unter Auflagen stattfinden können.

 

So sollen etwa bei Veranstaltungen Thermoscanner, Zugangskontrollen, ein ausgefeiltes Teilnehmermanagement, Leitsysteme etc. für Sicherheit sorgen. Das an die Messe angegliederte Eventquartier ist gerüstet für größere Veranstaltungen mit prinzipiell bis zu 20.000 Personen. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie hat die Messe im vergangenen Jahr zudem ein modernes digitales Studio eingerichtet, um Unternehmen und Verbänden maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können – etwa für die Durchführung von Meetings, Webinaren, Live-Streams oder Videoaufnahmen für Business-Kunden.

 

Das erste digital durchgeführte Großevent der Messe war die „Klimahouse Digital Edition“, die erste komplett digital durchgeführte internationale Fachmesse für energieeffizientes Bauen und Sanieren. Bei mehr als 20.000 Zugriffen auf die Online-Plattform an drei Veranstaltungstagen wurden die Erwartungen aller Beteiligten wie man hört übertroffen.

 

Herzstück im MEC ist der zwischenzeitlich auf eine Kapazität von 500 Personen erweiterte Saal „Ortler“ im ersten Stock. Dank verschiebbarer Trennwände ist der Raum vielseitig nutzbar und mit schallabsorbierenden Materialien akustisch optimiert. Ein modernes LED-Beleuchtungssystem lässt quasi unendliche Auswahl bei der Farb- und Lichtgebung zu. Zum Eventkomplex an der Messe Bozen gehört auch das Hotel Four Points by Sheraton, mit 189 Zimmern und Suiten, zwei Restaurants sowie weiteren Konferenz- und Tagungsräumen.

 

Zu den Großbauprojekten in Bozen gesellt sich auch die Umgestaltung der historischen Mitte: Nahe des Laurinparks entsteht unter der Regie von Stararchitekt David Chipperfield das Projekt WaltherPark. Das Projekt beinhaltet neben einem Shopping-Center, einem Hotel und neuem Busbahnhof noch Büro- und Wohnbereiche und umfangreiche Grünflächen. Im selben Bereich befindet sich übrigens auch das traditionsreiche Parkhotel Laurin, das in seiner langen Geschichte viele illustre Gäste von Weltrang beherbergt hat.

 

In dem denkmalgeschützen Gebäude stehen stilvoll eingerichtete Salons und Säle sowie ein Foyer für Events zur Verfügung, mit Täfelungen aus Birnenholz und Jugendstilmöbeln aus der Feder des Architekten Boris Podrecca. Jüngst wurde die Orangerie umgebaut und das Glashaus für Veranstaltungen neu gestaltet sowie für Präsentationszwecke eine moderne LED-Wand in imposanter Größe installiert. Tipp für die Zeit nach Corona oder zumindest allfällige Lockerungen: Die Hotelbar, die gern auch der „Zauberberg Südtirols“ genannt wird, ist ein traditionell beliebter Treffpunkt von Leuten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur und mithin von jenen, die etwas zu sagen haben…

 

 Autor Thomas Korn ist freier Journalist in Niedersachsen und schreibt über Reise, Kultur, Events und Veranstaltungstechnik.

Artikel in gekürzter Fassung wiedergegeben. Den vollständigen Beitrag finden Sie unter „Aktuelle Ausgabe“ zum Download oder natürlich im Heft.