Sagt Jan-Michael Uhlig, Operativer Leiter im World Conference Center Bonn (WorldCCBonn) und damit einer, der sich im Thema wirklich auskennt. Natürlich stellt auch hier die Pandemie die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Wie diese gemeistert werden können, zeigt der aktuelle Erfahrungsbericht.
Beispiel 44. Ordentlicher Bundestag des DFB im März. 500 Teilnehmende in geschlossenen Räumen waren zu dieser Zeit in Hessen gemäß Corona-Schutzverordnung nicht erlaubt, in NRW schon. Wegen der besonderen Bedeutung der Veranstaltung mit der Wahl des neuen DFB-Präsidenten (Bernd Neuendorf) kam nur die Präsenzvariante in Frage. Also zog der DFB-Bundestag kurzfristig von Frankfurt nach Bonn. Für die Organisatoren vor Ort bedeutete dies äußerst enge 4-6 Wochen Vorlaufzeit. „Wir hatten den Vorteil eines eingespielten Teams, das gleich starten konnte“, sagt Jan-Michael Uhlig. Das World-CCBonn war nicht nur betriebsbereit, sondern konnte mit seinen beiden Gebäudeteilen auch hinreichende Kapazitäten aufbieten, um die nötigen Abstände zu gewährleisten.
Neben der schnellen Reaktionszeit entschied auch der Vorteil vieler Auslaufbereiche die Standortfrage. „Wir sind bekannt dafür, Veranstaltungen kurzfristig umsetzen zu können“ weist Uhlig auf die besonderen Erfahrungen aus zahlreichen Regierungskonferenzen hin. Schließlich markiert Bonn den Standort der Vereinten Nationen in Deutschland und beherbergt auf dem UN Campus das Weltklimasekretariat. Referenzen, die man woanders gerne hätte. Und die Ende Mai auch dem ESA Living Planet Symposium der Europäischen Weltraumorganisation, dem europaweit größten Kongress im Bereich der Erdbeobachtung, zu Gute kommen werden. Ca. 3.000 Personen werden vom 23.-27. Mai täglich erwartet.
Hybrider Anteil wird größer
Zwar gibt es momentan keine Einschränkungen mehr. Trotzdem ist die Durchführung von Veranstaltungen nicht unbedingt so wie vor der Pandemie. „Der eine genießt seine Freiheit, der andere bleibt zurückhaltend“, erklärt Jan-Michael Uhlig und plädiert dafür sensibel zu sein. Schließlich müsse man auch diejenigen erreichen, die noch Vorbehalte gegen größere Menschenmengen oder längere Anreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben. Der Hunger nach Präsenz und Austausch sei vorhanden, so Uhlig, doch der hybride Anteil werde größer. Herausforderung wird es sein, die Verbindung von analoger und digitaler Welt so zu gestalten, dass auch die digitalen Zuschauer für einen längeren Zeitraum mitgenommen werden können. Anders gesagt: Der Qualität von Digitalprodukten muss künftig (noch) mehr Aufmerksamkeit gelten.
Der Einschätzung kann man getrost folgen. Von den vier jährlichen Hauptversammlungen im WorldCCBonn – Deutsche Post AG, Covestro, Bayer und Deutsche Telekom – fand nur Letztere Anfang April in Präsenz statt. Dafür muss allerdings wegen der Abstandsregeln viel mehr Fläche vorgehalten werden – was wiederum kaufmännische Konsequenzen hat. Aufgrund langjähriger Geschäftsbeziehungen zeige man sich „kulant in Form von wirtschaftlicher Abbildbarkeit“, gibt Fachexperte Uhlig zu. Der Zusammenhang zwischen Erlösen, Kosten und Gewinnen ist bekannt. Die weitere Entwicklung der Pandemie wird zeigen, wie man künftig weiter verfahren kann oder sogar muss – das gilt für die gesamte Branche.
In Bonn steht man derweil auch vor der Rückkehr internationaler Veranstaltungen. Vom 6.-16. Juni ist die Arbeitssitzung des UN Weltklimasekretariats anberaumt, die die nächste Weltklimakonferenz vorbereiten soll. Eine wichtige Komponente bei der Durchführung globaler Formate sind die Zeitzonen, die Abstimmungen über Kontinente hinweg erschweren – dies rechtfertige bei mehrtägigen Terminen den Austausch vor Ort, erklärt Uhlig.